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Mülheimer Feuerwehr rückt zum Vortrag an

Foto: Heiner Hahn

Am 16. November 2023 hielt Marcel Hommens in der Hochschule Ruhr West einen Vortrag zum Thema "E-Mobilität – Herausforderung oder Problem für die Feuerwehr?“

Über 20 Feuerwehrleute eines kompletten Löschzugs bereicherten am 16. November 2023 in der Hochschule Ruhr West den gut besuchten Vortrag von Marcel Hommens von Defensio Ignis, einem Ingenieurbüro aus Linnich. Sein Thema beim Ruhrbezirksverein war: „E-Mobilität – Herausforderung oder Problem für die Feuerwehr?“. Der Referent sprach über Brandentstehung und Brandverlauf, über Gefährdungen für und Maßnahmen durch die Feuerwehr und gab zum Schluss einen etwas überraschenden Ausblick.

Zunächst stellte Hommes fest, dass Brände von Elektrofahrzeugen sehr viel seltener vorkommen, als man glaubt oder in der Presse dargestellt werden. Die Mülheimer Feuerwehr z.B. hatte bisher noch keinen. Und wenn ein E-Fahrzeug mal brennt, dann liegt die Ursache oft nicht beim Akku, der relativ crashsicher eingebaut ist. Ein sogenannter Primärbrand wird beispielsweise durch eine fehlerhafte Elektrik oder durch den Austritt einer brennbaren Flüssigkeit herbeigeführt. Dieser Primärbrand kann schließlich auf den Akku übergreifen.

Direkte Ursachen sind in der Regel schwere Verkehrsunfälle, oder eine Überladung, was zum Bersten einer oder mehrerer Zellen der Batterie, zur Rauchfreisetzung und zum Zellbrand führen kann. Der Temperaturverlauf einer beschädigten Zelle steigt zunächst langsam stetig an. Am Ende des Thermal Runaways, wie das thermische Durchgehen bezeichnet wird, kommt es zu einem starken Temperaturanstieg aufgrund eines sich selbst verstärkenden Wärme produzierenden Prozesses. Es kommt zum explosionsartigen Abblasen und Abbrennen der Zelle mit Freisetzung gefährlicher Stoffe. Durch die hohen Temperaturen greift der Brand auf benachbarte Zellen über. Neben schwarzem Rauch gibt es insbesondere im Bereich der Batterie hellen und leicht bläulichen Rauch (siehe Foto).

Die Dauer des Thermal Runaway und des „Erwärmens“ kann ganz unterschiedlich verlaufen. Teilweise sind Abbrände auch nach mehreren Stunden noch möglich. Um den Vorgang aufzuhalten, muss unbedingt schnell gekühlt werden. Da die Zellen ihren eigenen Sauerstoff produzieren, hat Sauerstoffreduktion durch CO2 als Löschmittel keine Wirkung. Wasser ist bislang die beste Alternative. Temperatur, Abgase, Zischen und Geruch des Abgases müssen demnach längere Zeit, d.h. auch noch nach der Entsorgung überwacht werden.
Ohne Atemschutz und Zuhilfenahme von nicht immer vorhandenen Rettungskarten ist ein Einsatz der Feuerwehr an Elektrofahrzeugen nicht möglich. Diese Karten geben Infos zur Lage des Akkusystems, der Lage und der Deaktivierung der gefährlichen Hochvolt-Leitungen. Wenn diese noch aktiv sind, besteht Gefahr darin, dass ein evtl. noch im Fahrzeug befindlicher Insasse aus Versehen das Gaspedal betätigt. Da der Antrieb geräuschlos ist, ist es somit zu Beginn des Einsatzes enorm wichtig, dies zu kontrollieren.

Das große Problem bei der Brandbekämpfung und Kühlung der noch nicht abgebrannten Zellen ist die Zugänglichkeit des Akkus. Hier ermöglichen Löschlanzen, mit denen durch das Gehäuse der Batterie gestochen wird, schnelles und effektives Löschen des Akkus. Außerdem ist die Methode umweltfreundlicher aufgrund des Anfalls von weniger kontaminiertem Wasser. Auch gibt es erfolgreiche Versuche mit Löschdecken. Aber auch dort wird Wasser zum Kühlen gebraucht.

Die spektakulären Containerlösungen sind nur in seltenen Fällen zielführend, da nur wenige Feuerwehren über solche Container verfügen oder es zu lange dauert bis diese am Einsatzort sind. Außerdem sind Container nicht in Tiefgaragen oder z.B. in engen Ortschaften einsetzbar.

Zur Rettung von Insassen werden außerdem Lüfter benötigt, die den Rauch vom Fahrzeug weg drücken.

Das Fazit von Marcel Hommens lautet: „Für Feuerwehren sind E-Autos keine größere Gefahr. Die Feuerwehren müssen ihre Einsatztaktik zum Erfolg anpassen. Es ist zwar eine Herausforderung, aber kein Problem.“ Unser Fazit: Ein selbst für Fachleute spannender, sehr interessanter und guter Vortrag mit vielen und manchen überraschenden Details.

Text: Heiner Hahn

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